Selbstständiges Lernen und das Reflektieren von Lernzielen und –(miss)erfolgen hängen eng zusammen. Auch um in längeren Lernprozessen wie einem Studium den Überblick zu behalten, kann ein Lernlogbuch (oder –tagebuch) ein wichtiges Werkzeug sein. Weiters kann es Impulse für ein E-Portfolio liefern oder Teil davon sein.
Christian F. Freisleben hat Impulsfragen für ein Lernlogbuch / Lerntagebuch zusammengestellt und weiter unten sind Hintergrundartikel gesammelt, die das Konzept aus verschiedenen Perspektiven ausführlich erklären. Noch ein Hinweis: Ein sehr gutes ergänzendes Instrument (für Zwischen- und Endergebnisse, für den Entwicklungsprozess) für die Selbstreflexion können die „Footprints of Emergence“ sein.
Für den Einsatz eines Lernlog- / -tabebuchs ist noch wichtig:
- Klare Entscheidung, welches Modell umgesetzt wird:
- Privates Lernlogbuch / -tagebuch
- Lernlogbuch, bei dem die Erledigung bestimmter Reflexionsfragen ein Teil der Workload ist
- Lernlogbuch, Teil Workload, dessen Ergebniss teilweise oder ganz öffentlich ist und auch notenmäßig bewertet wird
- Für viele Studierende ist das Konzept ungewohnt, es braucht also eine gute Erklärung des Konzepts und wie der/die Einzelne, die Gruppe als Ganze und die Lehre davon profitieren können
- Für manche Gruppen wird es Sinn machen, die Wahl und primäre Gestaltung des Lernlogbuchs als Teil einer Vorbereitungsaufgabe oder Präsenzphase umzusetzen, wobei ein Lernlogbuch analog, digital oder auch eine spannende Mischung aus beiden sein kann
- Es braucht regelmäßige Erinnerungen daran sowie Zeitfenster, im Lernlogbuch zu arbeiten. Die Nutzung wird umso wahrscheinlicher, je öfter Reflexionsanregungen gegeben werden sowie Studierende die Gelegenheit bekommen, offline oder online in Kleingruppen oder auch gemeinsam in der Großgruppe über Erkenntnisse aus dem Logbuch berichten. Dabei muss es nicht darum gehen, Einträge vorzulesen oder zu zeigen, sondern diese zusammenzufassen und Gemeinsamkeiten mit anderen Studierenden zu entdecken
- Ein Lernlogbuch eignet sich also u. a. auch für:
- Aus- und Rückblick auf die Studieneingangsphase inkl. nochmaliger Reflexion des Entscheidungsprozesses für das gewählte Studium
- Visualisierung umgesetzter und noch ausstehender vorgegebener und selbst gewählter Lernziele sowie dabei gewonnener Erkenntnisse oder Fragestellungen
- Finden von Ideen sowie Entwickeln und Begleiten von Konzepten von Projekt-, Bachelor- und Masterarbeiten (denkbar ist bei einer halboffenen Form auch, dass es von Projektmitmachenden gemeinsam verfasste und redigierte Teile gibt bzw. höchstpersönliche Bereiche)
- Reflexion der eigenen Rolle und deren Entwicklung in Kleingruppen sowie dort gewonnener Erkenntnisse
- Transfer von Lernerkenntnissen in den beruflichen und privaten Alltag
- Bewusste Wahrnehmung, Finden, Wiederentdecken und Weiterentwickeln von Ressourcen (Fähigkeiten, Talente, Stärken, Kompetenzen…: siehe dazu auch das Werkzeug des Ressourcenkleiderschranks (Beschreibung in einfacher Sprache))
Linktipps
Lerntagebücher in der Hochschullehre http://www.zhb.tu-dortmund.de/hd/journal-hd/2011_1/journal_hd_2011_1_venn.pdf
Beschreibung der Methode Lerntagebuch mit Fokus Evaluation: https://wb-web.de/material/methoden/evaluation-mit-dem-lerntagebuch.html (siehe auch allgemeiner https://wb-web.de/material/methoden/das-lerntagebuch.html)
Lerntagebuch für die Lehre nutzen https://www.zq.uni-mainz.de/files/2018/08/10_Portfolio_Lerntagebuch-in-der-Lehre-nutzen.pdf
Eine Vorlage für ein Lernlogbuch (cc_by_sa) für den Schulbereich, die sehr einfach für das Feld tertiäre Bildung adaptierbar ist.
Analyse der positiven Auswirkungen des Führens eines Lerntagebuchs.